Das Organisationsverständnis

Wie ich den Begriff "Organisation" definiere ...

Mein Organisationsverständnis hat zum Ziel, das oft in der Wirtschaft herrschende, traditionelle Bild der trivialen Maschine zu überwinden. Man kann Organisationen zwar als Instrument zur Maximierung von Gewinnen im Interesse des Eigentümers sehen, die wie ein Räderwerk funktionieren und bestimmte Inputs in zu erwartende Outputs umwandeln. Allerdings lässt man mit dieser Sichtweise die im Umfeld herrschende Komplexität und die darunter leidende Reaktionsgeschwindigkeit von Organisationen völlig außer Acht. Die zu beobachtenden Veränderungen erfordern Denk- und Steuerungsprozesse, die die sich stetig weiter erhöhende Binnenkomplexität einer Organisation angemessen erfassen können und die dafür sorgen, dass Organisationen antwortfähig bleiben.


Ich begreife Organisationen als einen speziellen Typ sozialer Systeme.In der systemische Organisationberatung geht man davon aus, dass eine Organisation.

… autopoietisch ist

Ein autopoietisches System ist selbstbezüglich und richtet seine Energie auf die eigene Selbsterhaltung. Organisationen als soziale Systeme erbringen Lösungen zu Problemstellungen außerhalb ihrer Selbst und beziehen daraus ihren Existenzgrund

… nicht-trivial ist

Im Gegensatz zur traditionellen Sichtweise kann man nämlich – aus Sicht der systemische Organisationsberatung - den Output nicht vorprogrammieren. Jeder Input trifft auf einen sich ständig ändernden, kausal nicht dirigierbaren inneren Zustand

… aus Kommunikation besteht

Das Grundelement sozialer Systeme ist die Kommunikation. Speziell auf Organisationen bezogen, bedeutet dies die Kommunikation von Entscheidungen. Man kann Organisationen nicht anfassen, sie sind nicht Dinghaft wie beispielsweise Gebäude oder Maschinen sondern sind ein Etwas, das sich erst im ständigen Prozess des Entscheidens herauskristallisiert

… demnach nicht aus ihren Mitgliedern besteht

Die Mitglieder gehören der Umwelt der Organisation an und sind mit dem System „strukturell gekoppelt“. Das bedeutet, sie können miteinander agieren und Impulse geben, aber nicht direkt aufeinander einwirken

… operativ geschlossen ist

Organisationen bilden feste Grenzen aus, um in der Lage zu sein, zwischen innen und außen zu unterscheiden. Dies dient dazu feststellen zu können, welche Ereignisse eine Organisation sich selbst zurechnen kann und welche in der Umwelt passiert sind. Damit Routinen möglich werden, muss der Binnenraum einer Organisation abgeschottet werden. Diese Abschottung führt dazu, dass Umwelten nur sehr selektiv wahrgenommen werden können. Die Gefahr hierbei ist, dass eine Organisation lebenswichtige Veränderungen in ihrer Umwelt überhaupt nicht mitbekommen könnte. Organisationen sehen nicht, was sie nicht sehen!

… Entscheidungsprämissen besitzt

Jede Organisation prägt bestimmte Rahmenbedingungen des Entscheidens aus. Die Entscheidungsprämissen können entweder entscheidbar sein (sachlich-inhaltliche Identität, Kommunikations- und Berichtsstruktur, Personen) oder aber nichtentscheidbar. Unter nichtentscheidbaren Entscheidungsprämissen versteht man all das, was man heute dem Begriff Organisations- und Unternehmenskultur zuordnet (Grundüberzeugungen, selbstverständlich geteilte Glaubenssätze, Werte, rituelle Kommunikations- und Verhaltensmuster etc.)


Der Hauptvorteil dieser Denkweise besteht darin, dass eine Organisation mit ihrer Eigenkomplexität angemessener in die gesellschaftliche Dynamik ihrer relevanten Umwelten eingebettet wird.